Brauchtum & Tradition in Thüringen


Was ist eigentlich Brauchtum?

 

Ein Brauch (von althochdeutsch bruh ‚Nutzen‘, und gehörig zu mittelhochdeutsch brūchen ‚brauchen, gebrauchen, verwenden‘) oder Usus (von lateinisch uti ‚gebrauchen‘) ist eine innerhalb einer Gemeinschaft entstandene, regelmäßig wiederkehrende, soziale Handlung von Menschen in festen, stark ritualisierten Formen. Bräuche sind Ausdruck der Tradition. Sie dienen ihrer Erhaltung und Weitergabe sowie dem inneren Zusammenhalt der Gruppe.

 

Im Gegensatz zu Ritual, Ritus und Kult ist der Brauch weit weniger symbolhaft auf ein „höheres Ziel“ gerichtet, obgleich sich viele Bräuche im Laufe des Kulturwandels aus kultischen Handlungen entwickelt haben.

 

Ein Brauch ist eine Handlung, die nicht beliebig oder spontan abläuft, sondern einer bestimmten Regelmäßigkeit und Wiederkehr bedarf. Sie setzt eine brauchausübenden Gruppe voraus, für die dieses Handeln von Bedeutung ist. Der Handlungsablauf ist durch Anfang und Ende gekennzeichnet. 

Quelle: Wikipedia


Welche Bräuche gibt es überhaupt?

 

Regionale Bräuche- Man unterscheidet beispielsweise alpenländisches Brauchtum oder 

altskandinavischer Brauchtum. 

 

Religiöses Brauchtum- im deutschsprachigen Raum sind christliche Bräuche verbreitet

 

  Ein typisch deutscher Adventsbrauch, der Adventskranz

 

Bräuche im Jahreslauf- Nach Jahreszeiten: Neujahrsbrauchtum, Brauchtum im Mai, Brauchtum im Herbst. Nach dem Kirchenjahr: Brauchtum zum Advent und zu Weihnachten, im Zusammenhang mit der Fastenzeit (Fastnacht), Brauchtum zu Ostern und zu Pfingsten, zur Kirchweih, zu Allerheiligen und Allerseelen (inklusive Halloween) und zu verschiedenen Festen der Heiligen (etwa das Martinisingen bzw. Martinssingen, Sternsingen am Dreikönigstag)

 

Nach Monatsfolge- Januar: Hochneujahr

Aprilscherz am 1. April

Freinacht, die Nacht vom 30. April zum 1. Mai

Maibräuche, Frühlingsbräuche

Aufstellen eines Maibaums am 30. April und seine Bewachung bis in den 1. Mai hinein

Veranstaltung eines Maifests

Wahl des schönsten Mädchens einer Gegend zur Maikönigin (auch Maibraut oder Maigräfin)

Herbstbräuche

Räbenlichter, Rübengeistern

Jahresabschluss, Jahreswende: Silvesterfeier

 

Silvesterfeier Hintergrund mit Champagner 15885160 Stock-Photo bei Vecteezy

 

Nach Tätigkeiten im Bauernjahr- Erntedankfest, Antlaßeier am Gründonnerstag

 

Bräuche im Lebenslauf- In dieser Form findet sich Brauchtum zur Geburt (Storch aufstellen),

dem Erreichen des Erwachsenenalters (Konfirmation, Firmung, Jugendweihe),

zur Liebesanbahnung, bei der Verlobung oder Hochzeit

 

 

Bräuche der Berufe und Stände- Innerhalb einiger Berufsstände hat sich ein umfangreiches Brauchtum entwickelt, neben den Handwerkern betrifft es insbesondere die Bräuche der Bergleute. Ritualisierte Abläufe finden sich bei den Verbänden der Schützen und darauf bezogen im Soldatischen. Weitere Bräuche finden sich bei den Studenten, im jagdlichen Brauchtum und in (teilweise regionalen) Bräuchen zur Abiturfeier. 

 

Quelle: Wikipedia


Thüringer Brauchtum

 

Thüringen kam in den vergangenen Jahrhunderten immer wieder große kulturelle Bedeutung zu. Viele Impulse gingen von hier aus in die Welt. Und auch die oft mit negativen Assoziationen verknüpfte damalige Kleinstaaterei, also die Aufteilung der Region des heutigen Freistaates Thüringen in viele verschiedene Fürstentümer und Herrschaftssitze, hat sich in Bezug auf Tradition und Brauchtum äußerst positiv ausgewirkt.

 

So gibt es wohl nur selten einen derartigen Reichtum an überlieferten Festen, Tänzen und vielem mehr. Nirgends sonst scheinen die Wurzeln dieser liebevoll gepflegten Gewohnheiten den Menschen noch so bewusst zu sein.

 

Brauchtum und Tradition können aber auch Volksfeste, Dialekte oder die Kulinarik, also die thüringer Küche sein.


 

Thüringer Küche

Als Thüringer Küche bezeichnet man in der Gastronomie die Kochtradition aus dem Thüringer Kulturraum. Die Küche gilt als bodenständige Hausmannskost und wird durch sehr fleischbetonte, aber auch fruchtige Gerichte dominiert.Ihr Ursprung ist einerseits im Wald­reichtum des Landes Thüringen, andererseits durch die fruchtbaren Obst- und Gemüse­anbaugebiete in der Mitte des Landes geprägt. Bekannteste Gerichte sind die Thüringer Klöße aus Kartoffeln, die als Nationalgericht der Thüringer gelten, und die Thüringer Rostbratwurst.

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Thüringer Rostbratwurst auf dem Markt von Weimar
Thüringer Rostbratwurst mit Sauerkraut und Kartoffelbrei
Rinderroulade mit Rotkohl und Kloß
Thüringer Rostbrätel
Gebackene Kloßscheiben
Köstritzer Schwarzbierbraten mit Klößen

 Eine wichtige Rolle spielen außerdem Wurst- und Wild­spezialitäten. Thüringen ist Sitz verschiedener Brauereien, so z. B. derjenigen in Gotha, Altenburg, Apolda und in Bad Köstritz.

 

Die Küche Thüringens stellt heute noch eine reichhaltige und eher schwere Küche dar. Dies rührt von dem Umstand her, dass Thüringen seit Ewigkeiten von der arbeitsreichen Landwirtschaft und dem harten Bergbau und Forstwesen geprägt ist. Entsprechend kräftig sind die Mahlzeiten unter Einsatz von viel Fleisch und gehaltvollen Soßen.

Das klassische Sonntags- und Festessen sind Thüringer Klöße mit Apfelrotkohl, 

Rinderrouladen und einer fetten Bratensoße, dazu wird – je nach Belieben – ein Pilsener oder ein Schwarzbier gereicht. Überhaupt spielt Fleisch auch heute noch eine herausgehobene Rolle, beliebt sind vor allem Thüringer Rostbratwurst und Schmöllner Mutzbraten. Auch ist der Verzehr von rohem Fleisch als Gehacktem traditionell sehr hoch.

 


Thüringer Dialekte

 

Die thüringischen Dialekte sind Teil der thüringisch-obersächsischen Dialektgruppe, die zum Ostmitteldeutschen gehört. Sie werden in Thüringen (nördlich von Rennsteig und Salzbogen), dem südwestlichen Sachsen-Anhalt sowie in kleinen Teilen Hessens (Werratal) und Bayerns (Ludwigsstadt) gesprochen.

 

Die thüringischen Dialekte weisen Entrundung der Vokale, Lenisierung der Konsonanten und eine differenzierte Aussprache von ⟨g⟩ auf.

 


Volksfeste in Thüringen

 

Volksfeste, eine jahrhunderte alte Tradition.Einige beziehen sich auf jahreszeitliche Begebenheiten.

Einige wichtige Volksfeste in Thüringen sind:

 

Eisenacher Sommergewinn

 

Bereits im Altertum kannte man den Brauch des Winteraustreibens und des Sommereinholens. Seit 1897 gibt es den Festumzug, der jedes Jahr den Höhepunkt des Sommergewinns darstellt.

 

Theresienfest Hildburghausen

 

Am 12.Oktober 1810 heirate Thronfolger Ludwig seine Therese, welche aus dem thüringischen Hildburghausen stammt, in München. Dies wurde auf der großen Wiese vor den Toren der Stadt mit einem

5 tägigen Fest gefeiert. Das war die Geburtsstunde des Oktoberfest. Der Braut zu Ehren wurde die Wiese in Theresienwiese umbenannt. Das wurde auch in der Residenzstadt des Fürstentum Hildburghausen- Sachsen groß gefeiert. Im Andenken daran organisierten einige geschichtsbewußte Hildburghausener 1991 das erste Theresienfest der Stadt, um die Beziehund der Sadt zur "Wies'n und der berühmtes Tochter wieder aufleben zu lassen.

 

Rudolstädter Vogelschiessen

 

Es ist das traditionsreichste und vor allem das größte Volksfest Thüringens.Wie 1722 wird noch heute auf einen hölzernen Vogel gezielt und der sichertse Schütze ermittelt. 500 000 Besucher an 10 Tagen kann das Volksfest für sich verbuchen. Dann wird nähmlich aus dem beschaulichen Rudolstadt eine Stimmungshochburg.

 

 



Doch nicht nur weihnachtliches Backwerk zählt zu den wichtigen Bräuchen

 

Einige der bekanntesten und am häufigsten gesungenen Weihnachtslieder haben ihren Ursprung in Thüringen. Wer kennt sie nicht: „O Tannenbaum“, „Alle Jahre wieder“ und das berühmte „Weißt du, wieviel Sternlein stehen“. Erstgenanntes wurde durch Ernst Anschütz zum Weihnachtslied, die beiden anderen stammen aus der Feder des Thüringer Wilhelm Hey. „O du fröhliche“ wurde von Johannes Daniel Falk 1816 in Weimar geschrieben und „Vom Himmel hoch“ stammt von Martin Luther. Und da die Lieder gern unter dem Weihnachtsbaum gesungen werden: auch dieser Brauch hat seinen Ursprung in Thüringen.

 

Erstmals wurde im Jahr 1815 vom Weimarer Buchhändler Hoffmann für die armen Kinder der Stadt ein Christbaum an öffentlicher Stelle auf dem Weimarer Marktplatz errichtet. Adelheid von Sachsen-Meiningen (1792-1849) war sieben Jahre lang Königin von England und importierte zur Freude ihrer zahlreichen Nichten und Neffen den deutschen Christbaum nach Großbritannien. Heute ist es rund um den ganzen Erdball Tradition, einen Weihnachtsbaum an öffentlichen Plätzen aufzustellen.


Ein Muss zur Adventsschlemmerei

ist der Thüringer Stollen bzw. das „Erfurter Schittchen“. Bereits 1329 wurde der Thüringer Weihnachtsstollen erstmals urkundlich erwähnt – er zählt damit zu den ältesten in Deutschland. Welch hohen Stellenwert diese kulinarische Tradition im Land hat, zeigt unter anderem ein eigens dafür einberufener Schutzverband, der Thüringer Stollenverband, und eine jährlich neu gekürte Thüringer Stollenkönigin. Anfang November eröffnet sie die Thüringer Stollensaison und präsentiert die Backkunst der heimischen Stollenmeister.

In der öffentlichen Wahrnehmung hat Weihnachten dem höchsten Fest im Christentum mittlerweile den Rang abgelaufen - trotzdem hat Ostern in Thüringen nach wie vor einen zentralen Stellenwert. Im Allgemeinen wird Ostern als ein Fest mit mehr Leichtigkeit wahrgenommen - und als nicht so anstrengend wie etwa Weihnachten. Ob ein Besuch in der Ostermesse, ein gemeinsames Osterfrühstück oder ein Osterspaziergang, ob Eiersuche mit den Kindern oder ein Osterfeuer für die ganze Gemeinde: Insgesamt seien die Osterbräuche vielfältiger, flexibler und weniger festgelegt.

Bundesweites Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes

 

Thüringen ist mit fünf Kulturformen vertreten:

 

  1. Skatspiel aus Eisenach
  2. Eisenacher Sommergewinn
  3. Heiligenstädter Palmsonntagsprozession
  4. Lauschaer Christbaumschmuck
  5. Kindergartenidee nach Friedrich Fröbel

 



Das gibt es nur in Straußfurt

Warum man noch heute in Straußfurt viermal zur Kirche läutet  

 

 

 

 

Nach kirchlichem Brauch wird bekanntlich zu den vormittäglichen Hauptgottesdiensten dreimal geläutet und zwar mit einer halbstündigen Pause zwischen dem zweiten- und dritten mal.

 

Warum macht Straußfurt da eine Ausnahme?

 

Nun, die Straußfurter hatten den berühmten Mann Gottes aus Wittenberg, den Reformator Dr. Martin Luther, bei seiner gelegentlichen Durchreise inständig gebeten, er möchte doch auch einmal bei ihnen predigen. Freundlich versprach er es ihnen. Für den nächsten Sonntag, wo er kommen wollte, wurden nun ausgedehnte Vorbereitungen getroffen. Man wartete schon am Sonnabend, denn erst recht am frühen Sonntagmorgen; man wartete, und wartete und schaute aus, doch  wer nicht kam, das war der Dr. Luther. 

Trotzdem wurde in üblicher Weise zur Kirche geläutet: zum ersten Male, zum zweiten Male und letztlich auch zum dritten Male, denn man meinte, was der geistliche Oberherr versprochen habe, müsse er doch von Rechts wegen auch halten.

Doch Luther kam nicht.

 

Da schickte man Boten auf die Landstraßen hinaus, damit sie nach ihm ausschauen sollten, und sie gingen weiter und weiter, bekamen jedoch den Prediger nicht zu Gesicht. Da beschlossen die Suchenden, ihre Tätigkeit bis nach Weißensee hin auszudehnen, denn Luther wollte vor Straußfurt in Weißensee  predigen.

Und siehe da, auf dem Wege nach dieser Stadt, unmittelbar an der Stelle, wo heutzutage die Schienen der Saale-Unstrut-Bahn (Straußfurt-Großheringen) die Landstraße von Straußfurt nach Weißensee überqueren, fanden sie Luther schlafend an einer Quelle sitzen. Wegen der heißen Witterung hatte sich der wohlbeleibte Mann, angestrengt von der weiten Wanderung immer den Berg hinauf, ausgeruht und war dabei vom Schlummer übermannt worden. Da weckten ihn die Boten und führten ihn fröhlich nach Straußfurt.

Hier mussten nun die Glocken zum vierten Male geläutet werden, damit die Leute merken, dass der Gottesdienst doch noch abgehalten wird, weil die meisten Kirchenbesucher schon nach Hause gegangen waren, als sie keinen Prediger sahen.

Seitdem wird in Straußfurt viermal am Sonntagmorgen geläutet, und der Quell, an dem Luther sein Schläfchen hielt, heißt heute noch – ebenso wie das Gut, das danebenliegt – „Luthersborn“.

 

(Mündlich Vergl. Thüringen und der Harz; Fr. Kunze: Luthersagen, Leipzig 1917, S. 80

Hagke: Beschreibungen, S. 321, A. Wagner: Luthersagen aus Thüringen)

 

 

 

Das Steinkreuz bei Henschleben

 

Ein großes Steinkreuz, welches sich bei Henschleben in der Nähe der Unstrut befindet (oder befand), soll die Stelle bezeichnen, wo Kaiser Heinrich IV., seinem Rivalen Rudolf von Schwaben am 8. Februar 1080 eine Schlacht lieferte. Angeblich heißen aufgrund dieser Schlacht die Felder zwischen Henschleben und Straußfurt die „Mordäcker“.

 

(Heinrich Otte, Bau- und Kunstdenkmäler des <Kreises Weißensee, Halle 1882)